Mit Laser Hämorrhoiden schonender behandeln
Text: Daniel Göring, Foto: Tino Kistler
Viele von uns Menschen haben ein distanziertes Verhältnis zu einzelnen Körperstellen. Zuvorderst steht dabei oft, was wir zuhinterst haben: der After. Ekel und Scham sind Gefühle, die damit in Verbindung gebracht werden, über Probleme mit dem Darmausgang reden die meisten Leute nicht gerne. Diese Erfahrung macht auch Florian Grütter immer wieder. Er ist Leitender Arzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Spital Interlaken und hat sich auf die Proktologie, das heisst den Umgang mit Krankheiten im Enddarm, spezialisiert.

«Der After ist in der Wahrnehmung zahlreicher Menschen eine Tabuzone», erklärt Florian Grütter .
Kein Grund, sich zu schämen
«Der After gehört zu unserem Intimbereich, die Geschlechtsorgane befinden sich in unmittelbarer Nähe. Deshalb ist er in der Wahrnehmung zahlreicher Menschen eine Tabuzone.» Als Folge davon würden Betroffene Probleme mit dem After in den meisten Fällen verschweigen. «Wenn jemand humpelt, weil das Knie schmerzt, fällt das auf. Einen juckenden Hintern hingegen bemerkt niemand», lautet der eingängige Vergleich des Facharztes.
Wie so oft gerät ein Tabu ins Wanken, sobald jemand offen darüber spricht. Das kennt auch der Proktologe: «Erzählt ein Angestellter zum Beispiel seinem Chef, dass er wegen einer Operation am After einige Tage nicht zur Arbeit kommen kann, reagiert dieser manchmal mit der Bemerkung, er habe auch schon einen solchen Eingriff gehabt.» Mit seinem Beispiel will Grütter auch deutlich machen, dass es nicht angezeigt ist, sich wegen eines Problems am After zu schämen. «Wenn sich Betroffene früh bei uns melden, können wir ihnen meist auf einfache Weise Linderung verschaffen.»
«Wenn jemand humpelt, weil das Knie schmerzt, fällt das auf. Einen juckenden Hintern hingegen bemerkt niemand.»
Oft helfen Salben oder Tabletten
Denn die entsprechenden Krankheiten sind in der Bevölkerung verbreitet. Hämorrhoiden als häufigste Form kennen unzählige Menschen. Während sie bei den einen bloss ein vorübergehendes Symptom darstellen, gehören sie für andere zu einer lästigen Dauerbegleitung. Die beiden anderen verbreiteten Beschwerden sind eingewachsene Haare in der Gesässspalte – auch als Steissbeinfistel oder Pilonidalsinus bekannt – sowie Abszesse und Fisteln im After.
«In der Regel melden sich Patientinnen und Patienten bei einem Arzt, weil es am Hintern juckt, trieft oder blutet», weiss Florian Grütter aus Erfahrung. Die häufigste Behandlungsform stellt die so genannte konservative Methode dar, das heisst der Einsatz von Salben oder Medikamenten, etwa um den Stuhlgang weicher zu machen. Bleiben die Beschwerden trotzdem, kommt die Patientin oder der Patient nicht um eine Operation umhin. In den allermeisten Fällen erfolgt diese ambulant, und nach einigen Tagen können die Betroffenen sich wieder uneingeschränkt ihren Alltagsaktivitäten widmen, wie Florian Grütter darlegt.

Im Frühling 2025 hat Florian Grütter zwei neue Operationsmethoden eingeführt: die Laser- und die Endoskoptherapie.
Weniger Schmerzen dank neuer Methoden
«Mein Ziel ist es, dass Patientinnen und Patienten durch eine Operation möglichst wenig Schmerzen erleiden und so wenig Folgewirkungen wie immer machbar haben», betont der Proktologe, der sich seit zehn Jahren intensiv mit der Fachrichtung beschäftigt und wiederholt Weiterbildungen besucht hat. Im Frühling 2025 hat er zwei neue Operationsformen eingeführt, die auf minimalen Eingriffen basieren: die Laser- und die Endoskoptherapie. Beide Methoden ziehen laut Florian Grütter praktisch keine Wunden und dadurch deutlich geringere Schmerzen als eine konventionelle Operation nach sich. Auch Inkontinenz als mögliche Folge komme kaum mehr vor, da der Schliessmuskel beim Eingriff unbehelligt bleibe.

Das Endoskop bietet laut Grütter den Vorteil, dass mit der Kamera zuerst das Gewebe einer genauen optischen Untersuchung unterzogen werden kann.
Während sich der Einsatz von Laser grundsätzlich für die Behandlung von Hämorrhoiden, Pilonidalsinus und auch Fisteln eignet, kommt das Endoskop primär bei komplizierteren Fällen zum Einsatz. Es bietet laut Grütter den Vorteil, dass mit der Kamera zuerst das Gewebe einer genauen optischen Untersuchung unterzogen werden kann. Bei Hämorrhoiden hingegen greift der Proktologe nicht auf die Endoskopie zurück.
Flohsamen helfen
Und was lässt sich eigentlich präventiv machen, damit es im Analbereich nicht zu jucken oder brennen beginnt? Während es bei den Fisteln keine wirkungsvolle Massnahme gibt, hat Florian Grütter im Fall der Hämorrhoiden eine einfache Verhaltensregel parat: «Trinken Sie ausreichend und achten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung.» Bei Bedarf empfiehlt der Facharzt, Flohsamen einzunehmen. Das bewährte Hausmittel sorgt dafür, dass der Stuhl besser durch den Enddarm gleitet.
Vor allem auf Reisen im Sommer, wenn sich viele Menschen weniger bewegten, anderes Essen hätten und weniger Flüssigkeit aufnähmen, könne sich der Einsatz von Flohsamen bezahlt machen, unterstreicht Florian Grütter. Ein Tipp, der sich angesichts der anstehenden Sommerferien für den einen oder die andere als passend erweisen könnte.
Weitere Infos zur Proktologie.

Zur Person
Florian Grütter ist Leitender Arzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie Spezialist für Proktologie am Spital Interlaken. Er hält wöchentlich am Montagmorgen und Mittwochnachmittag Sprechstunden ab, zudem jeden zweiten Donnerstagnachmittag im Urozentrum BEO in Spiez.
Er wohnt in Bönigen, ist verheiratet und Vater dreier Kinder im schulpflichtigen Alter. In seiner Freizeit hält er sich oft am oder mit dem Kajak auf dem See auf, im Winter ist er begeisterter Skifahrer. Überdies bezeichnet er sich als leidenschaftlichen Gärtner.
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